Unsere fünfte Station auf der Kunstreise

Rückblick: Besuch der Kunsthalle Mainz

Mitten im Mainzer Zollhafen erhebt sich die Kunsthalle Mainz mit markantem Turm, der zum Wahrzeichen geworden ist. Ursprünglich war sie ein von Eduard Kreyßig 1887 geplantes Kessel- und Maschinenhaus. Seit Umbau und Eröffnung 2008 hat sie sich als lebendiger Ort für zeitgenössische Kunst etabliert.

Titelmotive: Foto: Tom Becker, Text: Tom Becker

Die aktuelle Ausstellung

Die Kunsthalle Mainz beeindruckt mit ihrer besondere Architektur. Das Gebäude verbindet auf gelungene Weise Altes und Neues und wird dadurch selbst zu einem einem Symbol für perfekte Integration von Tradition und Moderne. Das Herzstück ist ein ehemaliges Kessel- und Maschinenhaus aus dem 19. Jahrhundert, das im früheren Zollhafen direkt am Rhein steht. Die alten Backsteinmauern wurden erhalten und bewusst gezeigt. Das Berliner Architekturbüro von Günter Zamp Kelp ergänzte diesen Altbau durch einen modernen Anbau: einen quaderförmigen Turm aus Sichtbeton. Dieser hebt sich deutlich vom alten Gebäude ab, steht aber in einem spannenden Verhältnis zu ihm. Der etwa 21 Meter hohe Turm ragt deutlich hervor, ist ein Blickfang in der Stadt und enthält einen eigenen Ausstellungsraum, der sich über mehrere Etagen erstreckt. Ein besonderes Highlight ist die LED-Laufschrift am oberen Rand des Turms, die regelmäßig für künstlerische Arbeiten genutzt wird – wie ein „Leuchtturm für moderne Kunst“, der Kunst nach außen trägt. Auch im Inneren wurde die Kunsthalle so gestaltet, dass Kunst besonders gut zur Geltung kommt. Die Räume sind großzügig, flexibel nutzbar und angenehm ausgeleuchtet. Die Architektur bleibt im Hintergrund, um der Kunst den nötigen Raum zu geben – egal ob Skulpturen, Videokunst, Installationen oder Performances. Typisch für die Kunsthalle ist die offene Gestaltung: Es gibt keinen festen Mittelpunkt, sondern man wird dazu eingeladen, sich frei zu bewegen und Neues zu entdecken. Die klare Gliederung der Räume unterstützt vielfältige Ausstellungen – von einzelnen großen Präsentationen bis hin zu thematischen Gruppenausstellungen. Auch für die Stadt spielt die Kunsthalle eine wichtige Rolle: Sie steht in einem ehemaligen Industriehafen direkt am Rhein, der sich zu einem neuen Stadtviertel entwickelt hat. Dort setzt sie ein kulturelles Zeichen – als Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen alter Industrie und neuer Stadtkultur.

Fotos im Slider: Tom Becker

Die aktuelle Ausstellung

Foto: Kiki Zilian

Foto: Kiki Zilian

Die beiden Gruppen lernen ihre Kunstführerinnen kennen

Ein Blick auf die Objekte von Levin Oehler, „Figuring out what to do“ (2025), Helena Hafemann, „Weder Märklin noch Fleischmann“ (2019) und „Gleiches Prozedere“ (2019),
Leonard Schlöder, „many of one“(2025),

Die aktuelle Ausstellung, die wir besuchten ist eine Kooperation mit der Kunsthochschule Mainz – so kommen auch junge KünstlerInnen zum Zug. Sie schärft unsere Wahrnehmung auf Dinge, die überall um uns sind. Die Dinge gehören ganz selbstverständlich zu unserem Alltag – oft nehmen wir sie erst wahr, wenn sie kaputt gehen, oder wenn wir uns an ihnen stoßen oder wenn es zu viele sind und der Platz knapp wird. Der Tiel dieser Ausstellung ist „All diese Dinge. Überall. Die ganze Zeit“ – sie beschreibt das Gefühl, von Dingen überflutet zu sein. Immer öfter wünschen wir uns, der Welt für einen Moment zu entkommen: Einfach nur da sein – ohne Ballast, ohne nachzudenken, ohne etwas wahrzunehmen. Aber: Was wären wir ohne Dinge?
Dinge tragen Erinnerungen in sich, erzählen Geschichten, geben uns Orientierung und helfen uns, zu handeln. Sie zeigen, was wir können, wie wir die Welt wahrnehmen, wie wir uns in ihr bewegen. Dinge bewahren Zeit, sie können Werkzeuge oder auch Materialien für Kunst sein. Die KünstlerInnen dieser Ausstellung wollen den Dingen auf den Grund gehen. Sie interessieren sich für das Zusammenspiel von Körper und Werkzeug, von Form und Material, von Maschine und Produkt, von dem, was nützlich ist, und dem, was Gefühle weckt. Ihre Arbeiten laden dazu ein, die Dinge neu zu entdecken – jenseits von Funktion und Alltagsnutzen. Gerade in einer Zeit, in der vieles zu viel erscheint, kann das ein anderer, bewussterer Blick auf die Welt sein.

All diese Dinge. Überall. Die ganze Zeit – wurde kuratiert von Marlène Harles.

 

Ein Objekt von Julien Hübsch, „relics (Relikte)“ (2020-2025)

Ein Objekt von Helena Hafemann, „Weder Märklin noch Fleischmann“ (2019)

Fotos im Slider: Kiki Zilian und Tom Becker

Der Zollhafen

Der Zollhafen Mainz ist ein modernes Stadtquartier direkt am Rhein, das auf dem Gelände des ehemaligen Mainzer Handelshafens entstanden ist. Wo früher Kräne, Lagerhallen und Schiffe das Bild bestimmten, findet man heute einen lebendigen Mix aus Wohnen, Arbeiten, Gastronomie, Kultur und Freizeit. Historische Bauten wie das alte Kesselhaus wurden behutsam integriert und prägen gemeinsam mit zeitgenössischer Architektur das Gesicht des Viertels. Der Zollhafen verbindet Mainzer Industriegeschichte mit urbanem Lebensgefühl – ein neuer Anziehungspunkt am Wasser.