Förderung Kataloge

Scharf geschnitten

Aus dem Stauerkurier vom 25.1.2018
Die Ausstellung „Scharf geschnitten – Vom Scherenschnitt zum Papercut“ von 27. Januar bis 22. April 2018 widmet sich der faszinierenden Welt des Scherenschnitts. Die Waiblinger Schau spannt einen Bogen von der Blütezeit des Papierschneidens um 1800 bis zu zeitgenössischen Werken, die die traditionelle Kunstform wieder aufgreifen und überraschend neu interpretieren. Im Zentrum der historischen Sektion stehen die Arbeiten Luise Duttenhofers, die 1776 in Waiblingen geboren wurde und mit ihren virtuosen Scherenschnitten Bekanntheit weit über die Region hinaus erlangte.

Der Förderverein konnte diesen Ausstellungskatalog mit 25.000€ unterstützen. Der 1.Vorsitzende Dr. Hansjörg Thomae und 2.Vorsitzende Jürgen Blocher schrieben in ihrem Vorwort:

LUISE DUTTENHOFER ZURÜCK IN WAIBLINGEN

Wer durchs – gedachte – ehemalige Fellbacher Tor die Waiblinger Altstadt betritt, kommt an Luise Duttenhofer nicht vorbei. Hier, an der Gabelung von langer und Kurzer Straße (Haus Nummer 40), wurde sie, Christiane Luise Hummel, später verheiratete Duttenhofer, am 5. April 1776 als Tochter einer altwürttembergischen Pfarrersfamilie geboren. Nach dem frühen Tod ihres Vaters wuchs sie geschwisterlos bei Mutter und Großmutter in Stuttgart in einem protestantisch geprägten, bildungsbürgerlichen Umfeld auf.

Luise Duttenhofer seien Papier und Schere zum „Maiwerkzeug“ geworden, heißt es in der Dissertation von Dr. Julia Sedda an der Universität Tübingen Antikenrezeption und christliche Tradition im Scherenschnittwerk der Luise Duttenhofer (1776 -1829): ,,Sie entfaltete in der Papiertechnik ein künstlerisches Können und eine Virtuosität, sodass sie noch zu Lebzeiten eine der bekanntesten deutschen Scherenschneiderinnen wurde. Goethe, Schiller, Jean Paul und weitere Geistesgrößen zählten zu ihrem Bekanntenkreis.“ Die Themen- und Motivvielfalt zeigt laut Sedda der rund 1500 Scherenschnitte umfassende Bestand des Schiller-Nationalmuseums/ Deutsches Literaturarchiv Marbach: ,,Die fragilen Papierobjekte sind von unschätzbarem historischem Wert und gehören zu den Schätzen des Deutschen Literaturarchivs.“

Erstmals ausgestellt wurden Luise Duttenhofers Scherenschnitte in der ersten Stuttgarter Kunstausstellung 1812. Im Jahr 1824 folgte eine weitere Ausstellung ihrer Werke, worüber Ludwig Schorn im Kunstblatt zum Morgenblatt am 1. November 1824 schrieb: „Noch haben wir der schönen in schwarzem Papier aus­ geschnittenen Kompositionen von Luise Duttenhofer zu gedenken, die zwar als Schattenbilder nur den Umriss der Gegenstände geben, aber mit solchem Reichtum der Erfindung, und mit so großer Anmut und Zartheit ausgeführt sind, dass die Phantasie mit Leichtigkeit das Fehlende ersetzt. Mit vorzüglich viel Geschmack und Feinheit sind gewöhnlich auch die Arabesken behandelt, so dass sie in dieser zarten und scharfen Ausführung einen besonderen Reiz gewähren.“

Jetzt kehrt Luise Duttenhofer zurück nach Waiblingen, durchaus standesgemäß, nämlich zum Auftakt des zehnjährigen Bestehens der Galerie Stihl Waiblingen in der Ausstellung Scharf geschnitten. Vom Scherenschnitt zum Papercut. Scharf geschnitten wird auch heute noch, sogar dreidimensional: Die Ausstellung zeigt die spannende Entwicklung, die der Scherenschnitt (beziehungsweise Papercut) bis heute genommen hat.

Allein aus Luise Duttenhofers Scherenschnittwerk das Passende auszuwählen, stellt eine schier unvorstellbare Leistung dar, und damit war es ja nicht getan: Präsentiert wird der Scherenschnitt in seinen verschiedensten Ausführungen bis in die Gegenwart, insgesamt 67 Ausstellungsstücke.

Die Freunde der Galerie Stihl Waiblingen danken den Ausstellungsmacherinnen und -machern herzlich und freuen sich, mit der Förderung des Katalogs zum Erfolg beitragen zu können.