Die erste Kunst-Tagesreise in 2025

Rückblick: Besuch im Hölzel-Haus

Adolf Hölzels Stuttgarter Atelier in Degerloch wurde zum Hölzel-Haus, wo wir heute zu Gast sind. Ganz im Sinne von Hölzel sehen wir auch die aktuelle Ausstellung von Lea Stephany und Paula Stockmeier „Seite an Seite – junge Künstlerinnen treffen Adolf Hölzel“. Betreut und geführt wurden wir von der Leiterin des Hauses Frau Isabell Ohst und der Kunsthistorikerin und Kunstvermittlerin Frau Romana Wojtynek.
Text: Hansjörg Thomae und Tom Becker
Titelfotos:
Ausstellungsraum Foto
© Adolf Hölzel Stiftung
Blick auf das Gemälde „Bergpredigt“
© Adolf Hölzel Stiftung (Foto: Tom Becker)

Der Samstag war kein Stau-Tag! Entspannte Ankunft und Begrüßung in Degerloch.

Foto: © Adolf Hölzel Stiftung

Foto: © Adolf Hölzel Stiftung

Adolf Hölzel (1853-1934) war ein deutscher Maler und Kunsttheoretiker, der als Wegbereiter der abstrakten Kunst gilt. Geboren in Olmütz (heute Olomouc, Tschechische Republik), absolvierte er zunächst eine Ausbildung als Schriftsetzer in Gotha. Anschließend studierte er an den Akademien der bildenden Künste in Wien und München. In den 1890er Jahren ließ sich Hölzel in Dachau nieder und gründete dort eine Malschule, die zahlreiche Künstler aus ganz Europa anzog. Seine Lehrmethoden und sein Interesse an Farbtheorien beeinflussten maßgeblich die Entwicklung der modernen Kunst. 1905 wurde er Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, wo er bis 1919 lehrte. Zu seinen Schülern zählten bedeutende Künstler wie Oskar Schlemmer, Willi Baumeister und Johannes Itten. (Quelle: Adolf Hölzel Stiftung)

Selbstporträt © Adolf Hölzel Stiftung und Schreibtisch des Künstlers © Adolf Hölzel Stiftung

Verbindung mit Waiblingen und Bietigheim

Mit Waiblingen und Hölzel verbindet uns vor allem die Malerin Luise Deicher (1891 Waiblingen – 1973 Stuttgart), die eine seiner Schülerinnen war. Ein Buch über die Schülerinnen von Hölzel hat unser Gründungsgalerieleiter Dr. Helmut Herbst verfasst und dabei vor allem auch beschrieben, welche Hindernisse Künstlerinnen zu dieser Zeit in den Weg gelegt wurden und wie dagegen fortschrittlich Hölzel agierte.

Hier sei auch auch an die Ausstellung „Luise Deicher – eine Malerin auf Achse.“ im Haus der Stadtgeschichte in Waiblingen 2020 erinnert, die von Frau Kristina Kraemer, Leiterin des Hauses der Stadtgeschichte, kuratiert wurde.

Derzeit zeigt die Städtische Galerie Bietigheim noch bis 9.3. die Ausstellung »Nicht Ausdruck, sondern Eindruck malen« Schwäbische Impressionistinnen. Diese Ausstellung widmet sich vor allem den im Gegensatz zu den männlichen Malern (Christian Landenberger, Hermann Pleuer, Otto Reiniger oder Gustav Schönleber), den weniger bekannten weiblichen Malerinnen, die in der Ausstellung mit rund 100 Werken aus den Jahren 1895 bis 1925 präsent sind. Unter Ihnen auch Luise Deicher. Die ausgewählten Künstlerinnen stammten aus Württemberg oder ließen sich hier dauerhaft nieder. Viele studierten in den sogenannten Damenklassen an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und fanden in Adolf Hölzel oder Christian Landenberger ihre Lehrer.

Die Führung im Hölzel-Haus

Hölzels Werk zeichnet sich durch den Übergang vom Realismus zur Abstraktion aus. Er beschäftigte sich intensiv mit Farb- und Formtheorien und entwickelte eigene Konzepte, die die Grundlagen für die abstrakte Kunst legten. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Museen und Sammlungen vertreten, darunter die Staatsgalerie Stuttgart und die Mercedes-Benz Art Collection, die wir bei unserem Termin im Mercedes-Benz Museum 2023 besichtigen konnten.

Nach seinem Tod 1934 geriet Hölzel zunächst in Vergessenheit, doch seine Bedeutung für die Kunstgeschichte wurde später wiederentdeckt. Heute gilt er als Schlüsselfigur der Moderne und als wichtiger Impulsgeber für nachfolgende Künstlergenerationen.

Das Adolf-Hölzel-Haus ist das ehemalige Wohn- und Atelierhaus des Malers Adolf Hölzel. Nach umfangreicher Sanierung wurde es im Herbst 2022 wieder für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Die Adolf Hölzel Stiftung hat das Gebäude mit Unterstützung verschiedener Partner in seine ursprüngliche Architektur zurückgeführt und um Räumlichkeiten für eine Kunstschule erweitert. Träger ist die Adolf Hölzel Stiftung.
Die Wohn- und Atelierräume sind teilweise mit Originalmöbeln rekonstruiert und beherbergen eine Sammlung von Werken aus Hölzels unterschiedlichen Schaffensperioden. Eine Bibliothek mit Katalogen und Büchern sowie eine digitale Bilddatenbank stehen für vertiefte Recherchen zur Verfügung. Die angeschlossene Kunstschule bietet ein vielfältiges Programm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die drei Aufgabenfelder der Adolf Hölzel Stifung sind:

  • Betreuung der Sammlung und Ausstellung, Dokumentation des Werks von Hölzel
  • Organisation von Wechselausstellungen „im Sinne Hölzels“ wie zum Beispiel derzeit „Seite an Seite“ im Andenken an die Damenmalklasse von Hölzel.
  • Programmerstellung für Kunstschule und Kunstvermittlung

Für tiefere und weitere Information empfehlen wir die Website der Adolf Hölzel Stiftung

Der Bilddurchlauf zeigt:
Ausstellungsraum (Foto: © Adolf Hölzel Stiftung), die Bibliothek (Foto: © Adolf Hölzel Stiftung), Frau Wojtynek zeigt einen Schrank mit Gegenständen aus dem Originalbesitz Hölzels (Foto. Tom Becker), das Gemälde Begegnung – vor der Klosterkirche in Bebenhausen (© Adolf Hölzel Stiftung), Frau Wojtynek erklärt die Umstände der Schenkung von Eleonore und Walter Pöhler (Foto: Tom Becker), einen Spieltisch mit den Farbkreisen Hölzels (Foto: Tom Becker), eine kleines Bilddepot mit Pastellkompositionen im Vordergrund (Foto: Tom Becker), das Treppenhaus mit Hölzel-Figuren (Foto: Tom Becker)

Seite an Seite mit Hölzel

Wir sahen auch die aktuelle Ausstellung – ganz im Sinne von Hölzel – von Lea Stephany und Paula Stockmeier „Seite an Seite. Junge Künstlerinnen treffen Adolf Hölzel“. Die beiden Künstlerinnen Lea Stephany und Paula Stockmeier setzen die Reihe der jungen Positionen im Hölzel-Haus fort. Im Andenken an Hölzels Damenmalklasse an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart wollen wir an dessen fortschrittliche und offene Art zu lehren erinnern und laden jedes Jahr zwei junge Studentinnen ins Hölzel-Haus ein. Sie stellen ihre Werke denen von Adolf Hölzel an die Seite und überraschen mit neuen Blickwinkeln. Quelle: Adolf Hölzel Stiftung – Fotos:Tom Becker

Der Anbau

Der Erweitungsanbau schmiegt sich über Eck an den Altbau und gibt der angeschlossenen Kunstschule mehr Raum. Er wirkt in seiner farblichen Absetzung wir ein Schatten des Altgebäudes, fast wie eine optische Täuschung. (Foto Anbau Rückseite: © Adolf Hölzel Stiftung, Foto Haus Vorderseite: Tom Becker)

Der Sockel des Altbaus wurde für kleinere Werkräume geöffnet. (Foto: Tom Becker)

Die Fassade des Altbaus inklusive Teile des Dachs wurden in den Erweiterungsbau integriert. (Fotos: Tom Becker)

Einblick in einen Werkraum und Durchblick zum Eingang. (Foto: Tom Becker)

Frau Ohst erklärt im Foyer des Anbaus das Architekturkonzept. (Foto: Tom Becker)

Von diesem Raum kann man durch die Fenster wie von einer Galerie in den Erweiterungsbau schauen. (Foto: Tom Becker)