Zeitgenössische Kunst gleich in unserer Nähe
Rückblick: Stiftung Froehlich und Fernsehturm Stuttgart
Als wir im Februar 2023 die Tagesreise nach Filderstadt geplant haben, stand da bereits die Sammlung Froehlich auf der Agenda – wir sind dann nach Tübingen in die Ausstellung brothers and sisters ausgewichen, weil durch den gerade fertiggestellten Erweiterungsbau die Ausstellungsvorbereitung damals noch im Gange war. Jetzt, 2 Jahre später, kam der Besuchstermin zustande.
Intensive Kunstreise braucht Stärkung
Eine Stärkung nach dem Besuch des Hölzel-Hauses im 1.Teil unserer Tagesreise war dringend notwendig. Es lag nahe einen Klassiker in Stuttgart in direkter Nähe zu besuchen: den Fernsehturm. Im Restaurant Leonhardts – benannt nach dem Architekten – speisten wir am Fuße des Turms. Das Stuttgarter Wahrzeichen gehört zwischenzeitlich zum Weltkulturerbe. Und die Zeit für eine Turmauffahrt haben natürlich alle genutzt. Das Wetter hat uns eine durchaus gute – wenn auch nicht optimale – Weitsicht gegönnt.
Hier einpaar Fakten zum Fernsehturm:
– Höhe 216,6 Meter
– Wahrzeichen Stuttgarts, Weltkulturerbe seit 1986
– Besucherzahl 400.000 pro Jahr. Toller Blick über die Region.
– Kosten lagen bei 4 Millionen DM
– Architekten Fritz Leonhardt und Erwin Heinle
Der Grund für den Bau war der seit 1952 gestartete regelmäßige Fernsehbetrieb. Anlass aber waren laufende Störungen bei der Übertragung der Krönung Elisabeth II. Dies sollte 1954 bei der Übertragung der Fußball WM vermieden werden, so rasch ging es dann doch nicht, denn es gab Einsprüche vor allem der US Luftwaffe. Der SDR ist Betreiber und Eigentümer. Der Stuttgarter Gemeinderat befürchtete ein finanzielles Fiasko und Heimatschützer eine Störung des Landschaftsbildes, weshalb sie Einspruch gegen die Schmälerung der Waldfläche erhoben. Nach monatelangen, ergebnislosen Verhandlungen mit der Stadt beschloss der Verwaltungsrat des SDR , den Turm aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Die Landeshauptstadt kam der Rundfunkgesellschaft allerdings insofern entgegen, als sie das benötigte Baugrundstück als Erbbaurecht zur Verfügung stellte und die notwendigen Straßen und Plätze anlegte.
Aber 1956 war es dann so weit, der Fernsehturm wird also kommendes Jahr 70 Jahre alt. Ich selbst war beim Richtfest, mein Vater hatte als Siemensingenieur mit der Turmelektronik zu tun. 2015 erfolgte dann der Umbau vor allem wegen des Brandschutzes.
Text: Hansjörg Thomae



Mittagessen im Leonhardts am Fuße des Fernsehturms (Foto: Tom Becker)
Stiftung Froehlich in Leinfelden

Foto: Tom Becker
Die Stiftung Froehlich wurde 1995 mit dem Zweck der Förderung zeitgenössischer Kunst gegründet. Seit Sommer 2009 ist die Stiftung in einem eigenen Gebäude auf dem Firmengelände in Leinfelden untergebracht. In den vergangenen Jahren war hier stets eine kleine Auswahl der rund 350 Werke von über 40 Künstlern aus dem Bestand zu sehen. Abgesehen von Leihgaben, die weltweit in Museen unterwegs sind, lagerte ein Großteil der Werke in Kisten verpackt ohne öffentlichen Zugang in beengten Räumlichkeiten.
Diese unbefriedigende Situation war der Ausgangspunkt für den Erweiterungsbau. Und den konnten wir jetzt sehen! Jetzt wird der Sammlungsbestand als offenes Depot in seiner Gesamtheit sichtbar, es werden zudem grundlegend neue und ungewöhnliche Wege der Präsentation beschritten. In einer kompakten Salon-Hängung – alles sehr eng beieinander – werden alle Kunstwerke zugleich ausgestellt und auch gelagert. Getrennt nach Gattungen sind die Exponate auf 3 Ausstellungsräume verteilt: der größte Raum im EG mit 425 m² ist den Gemälden und Skulpturen vorbehalten, im UG sind die Zeichnungen auf 230 m² und Neon-Arbeiten auf 66 m² untergebracht.
Ein Besuch ist nur nach vorheriger Anmeldung möglich.
Architektin des Neubaus ist Gabriele Glöckler. Frau Glöckler hat bereits 2009 das bestehende Gebäude der Stiftung Froehlich realisiert. Sie gestaltete ein harmonisches Zusammenspiel beider Baukörper, die durch einen lichten Gang miteinander verbunden sind.
(Quelle: Stiftung Fröhlich)
Fotos: Stiftung Froehlich: FRO©Edmund Sumner

Leider ist es hier aus Gründen des Urheberrechts nicht möglich einen visuellen Eindruck dieser großartigen Sammlung wieder zu geben.
Die enge Hängung an den überhohen Betonwänden ist sehr beeindruckend.
Georg Baselitz, John Chamberlain, Dan Flavin, Lucio Fontana, Donald Judd, Anselm Kiefer, Imi Knoebel, Frank Stella sind nur ein Bruchteil der Künstler, die hier zu sehen sind. Trost: Besucher erhalten einen Ausstellungskatalog mit den Abbildungen der gesammelten Werke.
Josef Froehlich, heute 90 Jahre alt, redet und erzählt gerne über sein Leben und seine Künstler und wenn er das tut, zieht er die Zuhörer sofort in seinen Bann. Deshalb die Empfehlung: Hören Sie sich unbedingt die Audio Aufzeichnung des SWR an. Es handelt sich um ein Gespräch zwischen ihm und Susanne Kaufmann aufgenommen in der Staatsgalerie Stuttgart im Juli 2019.
Man erfährt hier viel über Werdegang des erfolgreichen Konstrukteurs und Geschäftsmann, über seinen Weg zur Kunst und über die Freundschaft mit Joseph Beuys und anderen Künstlergrößen.