Text: Juliane Sonntag, Fotos: Tom Becker

Rückblick: Colani Wochenende mit Filmvorführung

Der Förderverein unterstützte das Colani Wochenende vom 1.12. bis zum 3.12.2023

Luigi Colani und sein visionäres, nahezu revolutionäres Design zeigt die Galerie Stihl Waiblingen in ihrer neuen Ausstellung „Luigi Colani. Popstar des Designs“.

Beim Colani-Wochenende wurde in Kooperation mit dem Förderverein ‘Freunde der Galerie Stihl Waiblingen e.V.‘ gleich ein ganzes Feuerwerk an faszinierenden Veranstaltungen zu Luigi Colani gezündet.

Das Veranstaltungspotpourri mit Film, Vortrag, Rundgang und Workshop nahm die Besucherinnen und Besucher auf unterschiedlichste Weise mit in die Welt des Formphilosophen Luigi Colani. Trotz Weihnachtsmarkt und herrlichem Winterwetter stießen die einzelnen Angebote auf enormes Interesse. „Das gesamte Wochenende wurde für das Publikum ein voller Erfolg.“, freut sich Dr. Anja Gerdemann, die Leiterin der Galerie Stihl Waiblingen. Sie bedankt sich explizit bei den Freunden der Galerie Stihl für die wertvolle Zusammenarbeit und Unterstützung.

Filmvorführung „Luigi Colani. Designer ohne Grenzen“

In sanftes, rotes und gelbes Licht getaucht taugte die Kunstschule als wunderbarer Vorführraum. Zwischen farbintensiven Colani-Plakaten nahm das Publikum Platz, eine passende Stimmung für die verfilmte Dokumentation „Luigi Colani. Designer ohne Grenzen“ von Sabine Carbon und Felix Köhler aus dem Jahr 2022.

Eine Filmdokumentation über den deutschen Designer, der in der ganzen Welt zu Hause war, den Visionär, der schon vor 50 Jahren Entwicklungen aufzeigte, die damals revolutionär waren und die Gesellschaft aufschreckten, heute aber kein Aufreger mehr sind, weil sie längst Realität, Erkenntnisstand oder Usus sind.

Der Film zeichnete Colani Designerleben nach, das ihn gestalterisch durch alle Lebensbereiche führte und er vom Kinderstuhl über Kameras, Waschbecken und Möbel bis hin zu aerodynamisch gestalteten Fahrzeugen zu Wasser, Luft und Erde alles designte.

Immer auf der Grundlage seines Credos, nach dem sich alles an der Natur orientiere. Sein BioDesign lag allem zugrunde, er verstand sich als „Übersetzer der Natur“, ein Bioniker im Designbereich.

Der Film und auch das Gespräch hinterher zeigte Luigi Colani als einen Protagonisten für die Gestaltung hochaktueller Fragestellungen, durchaus aber auch als schrillen Künstler, der durch seine provokanten Sprüche in den siebziger Jahren immer wieder aneckte und nicht immer verstanden wurde. In Asien dagegen, wo er besonders erfolgreich war, wurde er von Anfang an als Genie verehrt.

Es war eine geniale Idee von Hansjörg Thomae, dem Vorsitzenden der Freunde der Galerie Stihl Waiblingen, diesen Filmabend zu veranstalten. Er war es, der auf den Film gestoßen ist.

Thomae stellte den Kontakt zu den Autoren und Filmemachern Sabine Carbon und Felix Oehler her, die ihrerseits die Kombination von Film und Ausstellung so faszinierend fanden, dass sie nicht nur den Film zur Verfügung stellten, sondern persönlich nach Waiblingen kamen und sich auf dem Podium den Fragen des Publikums stellen.

Mirjam Kreber, die Kuratorin der Ausstellung, moderierte das launige Gespräch, indem viele Aspekte rund um Colani beleuchtet wurden und die Autoren noch einiges über ihre persönlichen Begegnungen mit Luigi Colani erzählten.

Auch der Waiblinger Wolfgang Bechtle war zur Gesprächsrunde eingeladen, der Colani im Laufe seines Berufslebens mehrfach getroffen und gesprochen hat. Immer noch begeistert erzählt er gerne von seinem ersten persönlichen Treffen mit Colani, als er, der Werkstudent, adäquat in Anzug und Hemd gekleidet, fasziniert vor einem Prototyp des Colani Trucks stand und von hinten von dem wohl einzigen Messebesucher im Norweger-Pullover angesprochen wurde. Wie vom Donner gerührt sei er gewesen, als Luigi Colani ihn auf deutsch angesprochen hat. Bechtle hatte natürlich einen Italiener unterstellt.

Colani hat 1957 seinen Namen von Lutz Colani in Luigi Colani geändert, weil damals italienisches Design en vogue, deutsche Designer im Nachkriegsdeutschland dagegen eher nicht per se gefragt waren.

Es ist einfach genial, zu einer Ausstellung noch Informationen und Anekdoten aus erster Hand über die Person des Künstlers zu erfahren. Dadurch lässt sich ein viel individuelleres und intensiveres Bild der ausstellenden Person zeichnen, als das allein durch die Objekte und die Aktenlage möglich wäre.

Ein großartiger Abend, wie ein Gast urteilte. Und: es hätte ihm sehr gut gefallen in Waiblingen und er sei beeindruckt davon, wie die Ausstellung hier mit Veranstaltungen belebt werde. Und er sprach im Sinne des ganzen Publikums.

Hinweis: Derzeit – bis 27.2.2024 sind die Filme auch in der ARD Mediathek zu sehen. Hier der Link zur Episode 1 und Episode 2

Die Filmemacher Sabine Carbon und Felix Oehler
Die Filmemacher haben kurz vor dem Tod von Luigi Colani eine Dokumentation begonnen. Sie zeigt Luigi Colani als Visionär, Sozialutopist und Enfant Terrible.

Die Diskussionsrunde
Neben den beiden Filmemachern waren die Moderatorin Mirjam Kreber und, Wolfgang Bechtle auf dem Podium. Jürg Bärtschi, ein Freund und Wegbegleiter von Luigi Colani, berichtete über die gemeinsame Arbeit. Für den Förderverein interpretierte Juliane Sonntag die Diskussion.

Weitere Highlights des Colani – Wochenendes
Gerd Siekmann, der Hauptleihgeber, lud zum Sammler-Rundgang ein. Die Designerin Hellen Westerhof, letzte Meisterschülerin Luigi Colanis, hielt einen Fachvortrag.