23.9.2022

Fotos: Tom Becker, Text: Hansjörg Thomae

Revival der Waiblinger Musikszene der späten 70er Jahre

Illenberger & Autschbach

Foto: Hansjörg Thomae

„Die Musik des Gitarrenduos Peter Autschbach & Ralf Illenberger hat etwas vom Atem großer und weiter Landschaften. Die sensiblen oder auch mal robusten Klänge hinterlassen im Vorbeiziehen intensive Eindrücke, es sind quasi Landschaftsbeschreibungen für einen eigenen, betörend schönen Klangfilm, der als persönlicher Roadmovie beim Zuhören wie von selbst entsteht.“

Für Ralf Illenberger war es eine Rückkehr zu den musikalischen Wurzeln, für Peter Autschbach eine Premiere in Waiblingen – für beide ein Erfolgskonzert. Volles Haus und begeistertes Publikum, was will man mehr.

Die Freunde der Galerie Stihl Waiblingen hatten im Rahmen des Beiprogramms zur aktuellen Ausstellung „Cover Art“ das Gitarrenduo zu einem Konzert eingeladen. Eine gute Idee, wie das Echo bestätigte.

Ralf Illenberger erinnerte ich an alte Zeiten. Er begegnete seinem langjährigen Duopartner Martin Kolbe erstmals im Musikladen Neumann. Dies hatten Folgen, denn beide waren über Jahre hinweg führend das Erfolgsgitarrenduo und heimsten schon mit ihrer ersten Platte „Waves“ gleiche eine Nominierung zum deutschen Schallplattenpreis ein.

Auch der heutige Duopartner Peter Autschbach war eine nicht unbedingt geplante Partnerschaft. Autschbach war begeistert von Kolbe/ Illenberger: „Ich wollte spielen wie die Beiden. Deshalb habe ich viel geübt bis ich auch dem Level war, aber es ist immer noch ein Geheimnis, wie Illenberger & Kolbe ihre Gitarren stimmten“. Am Rande eines Konzerts ergab sich die Möglichkeit eines Zusammenspiels und den Beschluss: Autschbach & Illenberger machen zusammen. Ihre gemeinsame CD „No bounderies“ gilt in der Musikszene immer noch als gitarristischer Meilenstein.

Im Kulturhaus Schwanen zeigten die beiden Gitarristen, warum sie zu den besten ihres Fachs gehören. Überwiegend als Duo, aber auch mit Solostücken begeistern sie das Publikum. Auch die seltene Kombination aus E-Gitarre und 6 bis 12-saitigen Akustikgitarre kam gut an. Stücke wie „Kristallschloss“, „Music“ oder „No bounderies“ standen ebenso auf der Playlist wie aktuelle Stücke aus Illenbergers jüngst erschienenen CD „Elements“.

Gespielt wurde auch das erste gemeinsame aufgenommen Stück „Break“. Aber auch ein Stück, dass es so noch nie gab. Ralf Illenberger „Wir spielen bei den Konzerten gerne mal ohne Vorgaben und wissen nicht, was draus wird – meistens wird es gut“. Der Beifall bestätigte: Es wurde sehr gut!

Die beiden spielten virtuos, ohne dem Geschwindigkeitswahn zu verfallen; zeitgemäß, aber zugleich auch zeitlos und dabei völlig eigenständig. Der Zuhörer hat den Eindruck von vielsaitigen Gitarren, bei der es unerheblich scheint, wer von den beiden gerade was spielt. Sie bewiesen, mit Autschbach und Illenberger haben sich zwei Meister ihres Fachs gefunden, die gemeinsam intuitiv, spontan und harmonisch an die Musik herangehen.


Beste Unterstützung bekamen die Musiker von der Bühnentechnik des Kulturhauses Schwanen, die für guten Ton sorgte und die Musik mit dezenten Lichteffekten unterstützte.

Beide Musiker ließen es sich auch nicht nehmen, die Ausstellung „CoverArt“ in der Stihl Galerie zu besuchen. Beide waren sehr angetan: „Auch wir empfinden das Cover sehr wohl als Kunstobjekt. Toll, dass dies mit der Ausstellung in Waiblingen so hervorragend dokumentiert und bestätigt wird“.


Autor: Hansjörg Thomae

Der in Stuttgart geborene Gitarrist Ralf Illenberger begann seine Karriere in den späten 70er Jahren. Erste Auftritte fanden 1977 mit Waiblinger Gitarristen statt, zunächst mit Duo-Partner Jürgen Kirsch. Später gründete er mit dem Pfarrersohn Martin Kolbe das Duo Kolbe & Illenberger. Schon Ihre erste LP „Waves“ wurde für den Deutschen Schallplattenpreis nominiert.

Innerhalb von 10 Jahren konzertierten Kolbe & Illenberger in über 40 Ländern und beeinflussten Gitarristen auf der ganzen Welt mit Ihrem Stil. Nach der Trennung 1987gründete Illenberger die Band CIRCLE und hatte große Erfolge in den USA. „Heart & Beat“ ist Anfang der 90er Jahre 4 Wochen lang Nr. 1 in den Radio Charts, und die Chicago Tribune bezeichnet Illenberger als einer der Besten seines Genres. Durch seine Mitwir-kung auf „Passion on Guitar“ erhält Illenberger eine Grammy Nominierung (1997). 2010 beginnt die Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Peter Autschbach. Die gemeinsame CD „No Bounderies wird als weiterer gitarristischer Meilenstein betrachtet, und Autschbach/Illenberger zieren das Cover des Akustik Gitarre Magazins im März 2013. Illenbergers Solo-CD „Red Rock Journeys – aufgenommen bei der renommierten Firma Stockfisch – bekommt überschwengliche Kritiken auf der ganzen Welt. Mit „Acoustic Guitar Magic“ päesentiert Ralf Illenberger ein Solo-Programm, in welchem er den Zuhörer in die orchestrale Welt der akustischen Gitarre entführt. Wie kaum ein anderer setzt er auf Ausdruck und Gefühl. Im Januar 2022 wurde seine neueste Solo-CD „Elements“ bei Timezone Records veröffentlicht.

Ralf Illenberger hat in seiner 40 jährigen Bühnenerfahrung mit erstklassigen Musikern gespielt, unter anderen mit Wolfgang Dauner, Eberhard Weber, Hannes Wader, Susan Osborn, David Friesen, Anne Haigis, Volker Kriegel, Buedi Siebert, den Keiser Twins und Robert Irving.

„Musik ist unsere grenzüberschreitende Sprache, mit der auch kulturelle Verschiedenheiten vereint werden. Ich habe in meiner langen Karriere mit verschiedensten Künstlern musiziert, Trommler aus dem Senegal, Tabla-Virtuosen aus Indien, Tyco-Trommler aus Japan, Sänger aus Tibet, Jazz-Virtuosen aus aller Welt. Musik ist für mich die Sprache des Herzens!“

(Ralf Illenberger)

Die Anfänge in Waiblingen 1977: Illenberger mit Duo-Partner Jürgen Kirsch

Später gründete er mit dem Pfarrersohn Martin Kolbe das Duo Kolbe & Illenberger.