Meine Begegnung mit Luigi Colani
Colani in Waiblingen. In der Stihl Galerie. Da muss ich hin, denn bei dem Namen werden ganz persönliche Erinnerungen wach ….
1977. Ich mache eine Lehre zum Autoelektriker. Nicht weit weg von Füchtorf mit dem Schloss Harkotten. Hier wohnt und arbeitet Colani zu der Zeit.
Eines Tages steht er bei uns im Geschäft und startet einen Großeinkauf. Lampen, Schalter, Radios, Fanfaren und vieles mehr. All das soll in eine LKW -Zugmaschine, die er für die damalige IAA aufbaut. Ich habe das Glück, dass ich an diesem Auto mitarbeiten darf. Glück deshalb, weil es nicht in unserer Werkstatt aufgebaut wird, sondern in seinem Umfeld, in einer Scheune in Füchtorf. Die erste Abstimmung mit Colani erfolgt auf Harkotten. Das Schloss habe ich bis dahin immer nur von außen gesehen. Nun bin ich im „Allerheiligsten“. Hier stehen viele Modelle zu verschiedensten Themen; fertige, halbfertige und alle dort abgestellt, wo gerade Platz ist. So dürfte ich als Lehrling unsere Werkstatt nicht verlassen. Alles ist bedeckt mit einer weißen Staubschicht.
Dann geht es in die Scheune. Dort steht ein LKW Fahrgestell, nur mit Motor und Getriebe. Das Fahrerhaus ist weiß, rundlich und groß. Keine Türen, keine Sitze, keine Windschutzscheibe (die, wenn ich der Öffnung glauben darf, rund werden soll). Ein echter Rohbau. Diesem gilt es nun elektrisches Leben einzuhauchen. Mein Kollege und ich haben zwei Wochen Zeit.
An jedem Tag passiert etwas anderes und neben uns gibt es noch viele weitere Helfer, die dieses Projekt voran bringen. Colani selber weiß zu motivieren. Bei jedem Teilerfolg, sei es, dass die Pilotensitze eingebaut sind, die Windschutzscheibe (übrigens wirklich rund) passt, oder sich der Scheibenwischer mit seinen drei Blättern zum ersten Mal auf Knopfdruck dreht, bringt er persönlich ein großes Tablett mit Kuchen in die Scheune.
Wir werden rechtzeitig fertig. Das Auto fährt zur IAA. Doch die Messe und die Fahrt strapazieren „mein“ Auto gewaltig. Nach ein paar Wochen sehe ich es nochmal. Diesmal nicht im Glanz des Parks von Harkotten, sondern abseits auf einem kleinen Parkplatz. Was daraus geworden ist, weiß ich nicht. Aber die Idee von Colani ist angelehnt an diesen ersten Prototypen mehrfach kopiert worden.
Nochmal zu meiner persönlichen Erinnerung. Das waren mit die schönsten zwei Wochen meiner Lehrzeit. (Text und Foto: Dieter Serries)